Statt live im 1. Stock
Am 23. April 2020 hätte das Konzert von BeaudeBâle mit Lesung von Mrs Miller im 1. Stock (Bar/Klub), Münchenstein, stattgefunden.
Jetzt exklusiv hier online!
Das Leben ist nicht immer einfach. Machen wir das Beste daraus!
BeaudeBâle (live at home): „Mängmoll“
Einladung zu einer Reise!
Diese Reise, mit Start im 1. Stock in Münchenstein, führt zuerst nach Bern-Basel. Dann weiter nach Paris, und schliesslich nach Brasilien.
Bon voyage!
Kommen Sie – musikalisch und literarisch – mit uns. Mit eigener Musik von BeaudeBâle und eigenen Texten von Mrs Miller.
BeaudeBâle und Mrs Miller stellen das Programm vor:
im 1.Stock (Bar/Klub), Walzwerk, Münchenstein
BeaudeBâle (CD): „Ce que viendra“
Alle Chansons, Lieder und Songs:
Komposition, Texte und Gesang von BeaudeBâle/Stefan Studer
Die erste Etappe der Reise führt nach Bern. Von Bern wieder nach Basel. Und tags darauf erneut nach Bern.
Unterwegs zwischen Basel und Bern
Eine Stunde morgens, eine Stunde abends . Nicht mehr zu Hause oder nicht mehr am Arbeiten. Am Pendeln.
Unterwegs im Dazwischen.
Heute sind die Pendlerzüge leer. Viele Leute arbeiten von zu Hause aus. Ich selber bin im Ruhestand.
Mrs Miller: Ausgependelt
Fast 20 Jahre lang war ich Pendlerin nach Bern. Das ergibt rund 5’100 Stunden im Intercity.
In der Rückschau verfliessen all diese Pendlerstunden zu einem unbestimmten Gefühl, das nahezu zeitlos ist.
Verlorene Zeit?
Hin und wieder habe ich Notizen geschrieben. Jetzt bin ich froh um sie. Es bleiben ein paar Geschichten.
Gedanken unterwegs
Ich hüte mich vor einer zu direkten Begegnung mit meinem Spiegelbild, in dem mein Gesicht müde wirkt und voller Schatten. Als wir aus dem Tunnel kommen, erstrecken sich die Felder bis weit an den Horizont. Da erkenne ich mein in der Scheibe gespiegeltes Gesicht wieder, und die Welt dahinter bewegt sich durch mich hindurch.
Im nebligen Dämmerlicht des Morgens wachsen aus meinem Kopf Bäume, Häuser durchqueren meine Stirn, und Lichter ziehen Striche über meine Wangen.
Geheimnisse verbergen sich im Zwielicht dieser Zwischenwelten. Hier entwische ich in freie Zeit und ihre Räume der Wildnis.
Und bin plötzlich anderswo wirklich, wo ich keine Gründe brauche und keiner fremden Logik folgen muss. Ich lasse die andern hinter mir, die weiterreisen, so wie ich selbst es gewöhnlich auch tue, immer zur gleichen Zeit auf der gleichen Strecke. Ich jedoch werde leicht. Spüre hell, blau, fast angstlos das Gleichgewicht und befinde mich ganz bei mir selbst.
Jetzt bin ich durchlässig und empfindsam für Geschichten.
Une petite histoire d’amour
Nebenan sitzen zwei Frauen, von denen eine am Nähen ist und französisch spricht.
Reden, ja natürlich, in welcher Sprache auch immer, wenn auch morgens etwas mühsam für alle anderen. Auch lesen, tippen, essen, trinken, dösen, schminken sind Tätigkeiten in einem frühen Pendlerzug. Doch nähen?
– Ah oui, sagte die Näherin, eine Dame mit Perlenkette über der weissen Bluse, die dabei war, mit Nadel und Faden eine Naht ihres Mantels zu flicken, der mit dem seidigen Futter nach oben auf ihren Knien lag.
Die andere Frau mit dunklem Haar und einem langen eleganten Hals nickte zustimmend.
– Ce qui me touche dans cette histoire, fuhr die leise Stimme der Näherin fort, c’est qu’elle n’est pas libre de choisir.
– Keine Wahl zu haben, das habe ich immer zu vermeiden versucht, meinte ihre Begleiterin.
– Und ist es dir gelungen?
– Nicht wirklich, antwortete sie.
– Ah oui, les hommes, wiederholte die Frau mit Nadel und Faden, ohne mit dem Nähen aufzuhören.
Die zweite Reise-Etappe: Bonjour Paris!
„Paris – seit 50 Jahren bin ich immer wieder da, habe hier gewohnt und gelebt. Zentrum meiner Liebe zur französischen Kultur und Philosophie. Existenzialismus als Wegweiser.“
BeaudeBâle (live at home): „Bonjour l‘ amour pour toujours“
„L’être et le néant entre mes mains à décider avec un express le matin sur la terasse du café du marché des enfants-rouges“
BeaudeBâle (live): „Le café du marché des enfants-rouges“
Die dritte Reise-Etappe: Brasilien
Vom Existenzialismus zum Existenziellen, vom Zentrum Paris in den Nordosten von Brasilien.
BeaudeBâle (live): „Homens ou ratos“
Text: Roberta Barros, Projektleiterin eines Strassenkinder-Projektes in Recife
„Homens ou ratos
seus corpos são desformes
a fome lhes afinou o cabelo
lhes deformou a mente
eles pensam lentamente
bebem para esquecer a dura vida
vivem sob efeito do último gole
acordam com o gosto da ressaca
semeiam filhos pelo mundo
homens ou ratos
vejo homens vivendo como ratos
homens ou ratos
amargam ocasiões perdidas
vivem em busca de sombras
o sol queima suas faces
acordam para a lastima da vida“
Übersetzung: Stefan Studer, Text: Roberta Barros
Männer oder Ratten
ihre Körper sind unförmig, der Hunger lichtet ihr Haar, deformiert ihr Hirn, sie denken nur sehr langsam
sie betrinken sich um das harte Leben zu vergessen, leben nur noch unter der Wirkung des letzten Schlucks, erwachen am Morgen in Katerstimmung und säen überall Kinder
Männer oder Ratten
ich sehe die Männer in den favelas die wie Ratten leben müssen
Männer oder Ratten
die Sonne versengt ihre Gesichter, sie sind verbittert, beklagen verpasste Möglichkeiten, vegetieren auf der Schattenseite des Lebens, die Last des Lebens erdrückt sie jeden Morgen
BeaudeBâle (live at home): „Streetkid“
„I wanna tell you the story of Carlinhos, a streetkid from Recife, Brasil“
BeaudeBâle (live): „Vida facil“
Dieser Song ist in einer Dialektversion und auf die Situation hier bezogen am Anfang dieser Seite zu hören: „Mängmoll“
Pause
Nach der Pause setzen BeaudeBâle und Mrs Miller die Reise fort. Sie wird an den Bielersee führen.
Demnächst.
Wir freuen uns, wenn ihr uns weiter begleitet.